Kein einfacher Schritt, den hier das frisch eingesetzte neue ärztliche Direktorium an die Belegschaft mitvermitteln muss, wünscht man sich doch eher andere Projekte zur Umsetzung der eigenen Ideen. Nun kann man aber der Leitung und dem Träger alles andere vorwerfen, als dass diese sich “die Taschen vollmachen” wollten – hier geht es um das blanke Überleben “unseres Caritas”. Undenkbar für die Versorgung in der Region, wenn diese Klinik insolvent würde – das Ergebnis ist in Wertheim ersichtlich: mit großem Bohei und Millioneninvestitionen gibt es hier nun Nasenkorrekturen, Fettabsaugungen und noch mehr “Komfortmedizin”, einen Notfallversorgung existiert aber dennoch ausschließlich zu Zeiten, in denen auch die Regelversorgung niedergelassen verfügbar ist (8:00 – 18:00).
Wie also einen kränkelnden Betrieb erhalten? Bei den Einnahmen, die staatlich geregelt sind geht das kaum – es sei denn man würde finanziell “ineffiziente” Fachbereiche, wie die Versorgung von geriatrischen internistischen Patient:innen oder Kindern zu Gunsten z.B. einer Steigerung von chirurgischen Eingriffen “abstoßen”. Dies kann aber weder ein Ziel der Bürger:innen der Region sein, noch im Interesse der Mitarbeitenden, wo meist eine soziale Komponente bei der Berufswahl eine Rolle spielte – man will nicht im “optimierten medizinischen Unternehmen” arbeiten, sondern Patient:innen behandeln! Also bleibt hier nur, die Personalkosten “im Zaum zu halten”, was aber, angesichts der ohnehin schon angespannten Personalsituation ein Drahtseilakt werden dürfte, solange Mitbewerber andere Gehälter zahlen können.
Das Grundproblem findet einmal mehr im Gesundheitssystem seine Wurzeln: wenn man den Fehler macht und Einrichtungen der Daseinsvorsorge (dazu gehören nun mal Krankenhäuser, Pflegeheime, aber auch Arztpraxen) mit der Herausforderung konfrontiert, in den ökonomischen Wettbewerb miteinander zu gehen, steht die ökonomische Bilanz an erster und die medizinischen Versorgung erst an zweiter Stelle – Kosten müssen nun mal beglichen werden! So wie der Bäckerbetrieb selbstverständlich gestiegene Personal- oder Rohstoffkosten auf die Verkaufspreise umlegt ist dies im Gesundheitssystem schlicht aber nicht möglich: Preise und Mindestumfang der Versorgung sind diktiert, die Kosten aber “dem freien Markt” unterworfen. Kaum ein vernünftig denkender Mensch käme auf die Idee analog Feuerwehr oder Polizei einem solchen Wettbewerb zu unterwerfen!
Auch wenn die Hauptkritik der Mitarbeitenden hier vermutlich beim Arbeitgeber “Caritas” (oder den Barmherzigen Brüdern) landen wird: Verantwortlich für das Desaster ist die bestehende Gesundheitspolitik. Für eine wohnortnahe medizinischen Versorgung (und da sehe ich eine Erreichbarkeit eine Krankenhauses innerhalb 20-30km als durchaus ausreichend an) müssen wir alle für “unser Krankenhaus” kämpfen – „Frau Warken, übernehmen Sie!“
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