Astra unter 60 – geht das?
Eine Covid-19-Impfung mit Vaxzevria® (Astra-Zeneca) wurde mittlerweile unabhängig von jeglicher Priorisierung für Menschen unter 60 Jahren freigegeben.Die Ständige Impfkommission (STIKO) bleibt dabei aber weiterhin bei Ihrer Empfehlung, diesen Impfstoff nur für Personen im Alter ≥60 Jahre zu verwenden. Der Einsatz unterhalb dieser Altersgrenze ist indes aber nach ärztlicher Aufklärung und bei individueller Risikoakzeptanz durch die Patient:innen möglich.
Warum die Altersbeschränkung?
Der Grund dafür liegt in seltenen Fällen von immunologisch vermittelten Thrombosen in Kombination mit Thrombopenien, die nach der Impfung bei wenigen Geimpften aufgetreten sind, begründet. Diese schweren, teilweise tödlich verlaufenden Nebenwirkungen wurden überwiegend bei Frauen im Alter ≤55 Jahren beobachtet, in geringerem Maße waren aber auch Männer und Ältere betroffen.
Sollen sich nun „Jüngere“ damit impfen lassen?
Als unter 60-Jährige:r müssen Sie selbst für sich vor dem Hintergrund eines möglichen persönlichen und/oder gesellschaftlichen Nutzens der Impfung das individuelle Komplikationsrisiko abwägen. Grundsätzlich gilt: je jünger umso höher das Komplikationsrisiko und umso niedriger der individuelle Nutzen einer Impfung mit Vaxzevria®, gemessen an potenziell tödlichen und schwerwiegenden Krankheitsverläufen bei einer Infektion mit SARS-CoV-2.Die beiden Übersichtsgrafiken stellen das persönliche Komplikationsrisiko dem Nutzen (Covid-Erkrankung mit Todesfällen, Intensivstationsbehandlung) für jede Altersgruppe gegenüber. Ein besonders ungünstiges Verhältnis ergibt sich demnach bei Menschen unter 50 Jahren: hier erscheint der Nutzen einer Impfung nur wenig höher als die Wahrscheinlichkeit einer Komplikation oder letztere überragt gar das Erkrankungsrisiko.
Und was raten Ihre Hausärzt:innen?
Die STIKO spricht hier eine klare Sprache und auch wir stehen hinter deren Aussagen. Entsprechend raten wir von einer Impfung mit Vaxzevria® insbesondere unter 50 Jahren klar ab. Hier erscheint Comirnaty® (BioNTech/Pfizer) oder Moderna® als ein besser geeigneter Impfstoff. Zwischen 50 und 60 Jahren kann, je nach persönlicher Konstellation (Vorgeschichte, Erkrankungen, etc.), durchaus ein individuell vertretbares Risiko vorliegen, dass wir so auch ärztlich bei einer Patient:innenentscheidung gut mittragen können. Letztlich bleibt es aber jede:r Patient:in überlassen, für sich selbst eine Entscheidung für oder gegen eine Impfung mit Vaxzevria® unter 60 Jahren zu fällen. Tun Sie das vernünftig und unter Beachtung der dargestellten Fakten.
Datengrundlage der Grafiken: [1] EMA: Annex to Vaxzevria Art.5.3 – Visual risk contextualisation. EMA/234525/2021