Unsere Sprechstundenzeiten beginnen bereits morgens um 7:30 und enden an den meisten Tagen erst um 18:00 oder 19:00 Uhr. Bei einer ständigen Besetzung mit zwei Ärzt:innen ist das ein breites Angebot, genauso wie eine Akutsprechstunde für tagesgleiche Termine. Für bettlägerige oder zu Hause gepflegte Patient:innen oder Pflegeheimbewohner:innen halten wir an jedem Tag eine:n Hausbesuchsärzt:in vor, um flexibel eine gute Versorgungsstruktur aufrecht zu erhalten. Dies alles bedeuten einen enormen planerischen und personellen, erlaubt uns aber, allen unseren Patient:innen situattionsgerecht zeitnahe (auch tagesgleiche) Termin zu vergeben.
Mit der nun geplanten Notfallreform soll zur bestehenden Versorgungsstruktur, die, überblickt man die gesamte Region, schon heute personell äußerst klamm besetzt ist, eine zweite Versorgungsebene aufgebaut werden, damit der “besorgte Bürger” auch in der tiefen Nacht um 3:00 “dringlich seine schmerzhafte Großzehengrundgelenksarthrose anschauen lassen” kann, denn “dafür war in den letzten 2 Tagen einfach keine Zeit” (dies ist ein so von uns erlebtes Beispiel aus einem vergangenen KV-Bereitschaftsdienst).
Schon jetzt decken wir die Zeit nach Ende den Sprechstundenzeiten vollumfänglich mit einem Fahrdienst ab, schon jetzt gibt es an den Wochenenden offene Sprechstunden in der zentralen Notfallpraxis. Das tun alle niedergelassenen Ärzt:innen zusätzlich neben ihrer Praxistätigkeit!
Ein Hauptproblem, das durch die Politik dagegen überhaupt nicht adressiert wird, ist die Einbuße an Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme bei Notwendigkeit einer medizinischen Hilfeleistung, die nicht sofort dem Rettungsdienst bedarf. Hier sieht sich der/die Anrufer:in über die 116 117 mit einer Warteschleife konfrontiert, die der Telekom in Nichts nachsteht. Gleichzeitig sitzen wir Ärzt:innen in Bereitschaft – Hilfesuchende finden also schlicht nicht den Kontakt zu den Helfenden!
Setzt man das Projekt Notfalldienstreform so um, wie geplant, wird dies zwar zu einer Verbesserung der Lauterbachschen 24/7-Rundum-Flatrate-Versorgungstruktur führen, die aber mit einer sich noch mehr zuspitzenden Situation vor Ort bezahlt werden wird: Ärzt:innen, die für die “Notfallversorgung” bereitstehen, werden in dieser Zeit schlicht keine Sprechstunden mehr anbieten können. Gerade in und um Bad Mergentheim wird das spürbar für jede:n einzelne:n Patient:in sein!
Bild: Microsoft Bing KI-created